Geschichten vermitteln Wissen
Innerhalb sozial-kultureller Gruppen existieren seit jeher Geschichten. Diese transportieren als als Geschichten Werte und Einstellungen und vermitteln damit der eigenen sozialen Gruppe Wissen über bestimmt Dinge, also über das was gezeigt wird. Dabei geht es den Produzentys von Popkulturellen Dingen nicht zwangsläufig um die Wissensvermittlung – vielleicht wollen sie auch einfach nur unterhalten. Allerdings wird auch hier immer – und das eben unbewusst – Wissen mitvermittelt.
Gerbner (2012) schreibt hierzu: „Die Geschichten, die unser kulturelles Umfeld beleben, haben drei verschiedene, aber miteinander verbundene Funktionen. Diese Funktionen sind (1) zu zeigen, wie die Dinge funktionieren; (2) zu beschreiben, was die Dinge sind; und (3) uns zu sagen, was wir mit ihnen tun sollen“ (S. 273; aus dem Englischen für euch übersetzt).
Unschwer ist hier zu erkennen, dass diese implizit transportierten Wissensbestände problematisch sind, sofern sie nicht der objektiven Realität entsprechen und das nicht von den Rezipientys (also, den Konsumentys des popkulturellen Produktes) nicht reflektiert wird. Entsprechend wird das was „gesehen“, „gehört“, „gelesen“ oder „gespielt“ wird in die eigenen Wissensstrukuren der Person überführt und entfaltet dort Wirkung in die Gesellschaft.
Wenn also in popkulturellen Erzeugnisse bestimmte gesellschaftliche Gruppen nicht repräsentiert werden, schleicht sich der Wissensbestand bei den Konsumentys ein, dass diese Gruppen nicht existent sind oder eine untergeordnete Rolle spielen. Wie die Polizei und deren Arbeit in der Popkultur dargestellt werden, hat Auswirkungen auf das was wir uns unter Polizei und deren Arbeit vorstellen.
Theoretische Rahmungen
Die „Cultivation Theory“ von Gerbner liefert einen theoretischen Rahmen für das oben dargestellte Phänomen:
Hier zwei Artikel von George Gerbner zur Thematik:
- Gerbner, G. (1998). Cultivation Analysis: An Overview. Mass Communication and Society, 1(3–4), 175–194. https://doi.org/10.1080/15205436.1998.9677855
- Gerbner, G. (2012). The stories we tell and the stories we sell. Journal of International Communication, 18(2), 237–244. https://doi.org/10.1080/13216597.2012.709928
Mit Blick auf die Polizei gibt es einige wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema. Hier eine Auswahl:
- Graziano, L. M., & Gauthier, J. F. (2018). Media consumption and perceptions of police legitimacy. Policing: An International Journal, 41(5), 593–607. https://doi.org/10.1108/pijpsm-12-2016-0177
- Pfeiffer, C., Windzio, M., & Kleimann, M. (n.d.). Media Use and its Impacts on Crime Perception, Sentencing Attitudes and Crime Policy. https://doi.org/101177/1477370805054099
- Pfeiffer, C., Windzio, M., & Kleimann, M. (2004). Die Medien, das Böse und wir. Zu den Auswirkungen der Mediennutzung auf Kriminalitätswahrnehmung, Strafbedürfnisse und Kriminalpolitik. Monatsschrift Für Kriminologie Und Strafrechtsreform, 87(6), 415–435. https://doi.org/10.1515/mks-2004-00055
- Pollock, W., Tapia, N. D., & Sibila, D. (2021). Cultivation theory: The impact of crime media’s portrayal of race on the desire to become a U.S. police officer. International Journal of Police Science & Management, 146135572110365. https://doi.org/10.1177/14613557211036555
- Wilson, F. T., Schaefer, B. P., Blackburn, A. G., & Henderson, H. (2019). Symbolically Annihilating Female Police Officer Capabilities: Cultivating Gendered Police Use of Force Expectations? Women & Criminal Justice, 30(4), 1–20. https://doi.org/10.1080/08974454.2019.1588837
- Windzio, M., & Kleimann, M. (2006). Die kriminelle Gesellschaft als mediale Konstruktion? Mediennutzung, Kriminalitätswahrnehmung und Einstellung zum Strafen. Soziale Welt, 57(2), 193–215. https://doi.org/10.5771/0038-6073-2006-2-193
Einen sehr guten Überblick – und weitere Literaturempfehlungen bietet die Doktorarbeit von Elena Pelzer (leider nur auf Englisch – dafür aber im Vollzugriff für Euch verfügbar):
- Pelzer, E. (2021). Living with Cultivating Messages. Nomos. https://doi.org/10.5771/9783748926948